Nachhaltige Fischerei und das Problem mit Fischerei-Gütesiegeln

Acht Kilo Fisch essen Herr und Frau Österreicher in etwa pro Jahr. Fisch ist ja auch sehr gesund. Und immerhin gibt es diverse Gütesiegel für den Fischfang, die uns Fisch beruhigt einkaufen lassen.

Ganz so ist es leider nicht. Es gibt zwar verschiedene Gütesiegel für Fisch, die eine gewisse Nachhaltigkeit garantieren sollen, aber ein wenig Achtsamkeit beim Kauf ist leider angebracht.

Eine nachhaltige Fischerei sollte drei Grundprinzipien erfüllen:

1. Der Fischbestand hat eine gesunde Größe

Es werden keine überfischten Bestände befischt. Und die Fischereien sorgen dafür, dass einem Bestand nur so viel Fisch entnommen wird, wie auch wieder nachwachsen kann, um eine Fischart nicht auszurotten.

2. Der Lebensraum Meer wird geschont

Eine nachhaltige Fischerei zerstört den Meeresboden nicht. Das bedeutet, dass z.B. Grundschleppnetze nicht verwendet werden, da diese den Meeresboden nachhaltig zerstören.

Weiters gefährdet die Fischerei keinen Bestand durch zu viel Beifang, wie z.B. Haie, Wale, Delfine oder Schildkröten. Der Beifang macht oftmals bis zu 90% des gesamten Fangs aus.

3. Es gibt ein wirksames Fischereimanagement

Sie müssen sich an geltende Gesetze halten. Die Einhaltung muss kontrolliert werden, was natürlich in internationalen Gewässern kaum möglich ist. Und sie müssen in der Lage sein, auf veränderte ökologische Gegebenheiten schnell und angemessen zu reagieren. Beispielsweise, wenn die Größe eines Fischbestands sinkt.  

Zu den bekanntesten Gütesiegeln zählen hier: Dolphin Safe, MSC (Marine Stewardship Council), Friend of the Sea (FOS), das AMA Gütesiegel, EU-Bio-Logo, ASC (Aquaculture Stewardship Coucil).

Dolphin Safe

+ Es wurde speziell für den Thunfischfang gegründet und wird dann vergeben, wenn von Fischereien Maßnahmen zum Schutz von Delfinen eingehalten werden.

– Das Siegel beschränkt aber nicht den Beifang von anderen Fischen oder Meeressäugern, auch nicht, ob Thunfische überfischt werden

– die Fangmethoden sind unklar bzw. sind nicht vorgegeben

Marine Stewardship Council (MSC)

Das bekannteste Label ist das Marine Stewardship Council, kurz (MSC), welches auf fast jedem Produkt zu finden ist.

+ Gegründet in Kooperation von WWF mit dem Nahrungsmittelgiganten Unilever, um Fischerei nachhaltiger zu machen. 

– der Beifang ist nicht streng reglementiert

– auch Fangmethoden wie Grundschleppnetze können zertifiziert sein

– auch überfischte Bestände mit Siegel dürfen gejagt werden

Friend of the Sea (FOS)

Das „FOS-Siegel“ ist ein Gütesiegel für Aquakulturen und Wildfisch.

+ strengere Regeln bezüglich des Ausschlusses überfischter Arten

+ strengere Regeln zum Schutz des Meeresboden-Ökosystems 

+ Regeln zur Einhaltung einer Beifangmenge von unter acht Prozent

+ die Produkte stammen von Kleinerzeugern sowie traditionell praktizierenden Fischbetrieben

– Kritisiert werden die noch nicht zufriedenstellenden unabhängigen Kontrollen und die generellen Richtlinien für den Wildfang

AMA Gütesiegel

+ nachhaltige Absicherung der Gewässerqualität

+ Tiergesundheit

+ Hygienemaßnahmen

+ Herkunftsgarantie: Die Fische müssen in Österreich geschlüpft, angefüttert, vorgestreckt, großgezogen, gemästet und verarbeitet sein

– Einschränkung auf Fische aus Österreich

EU-Bio-Logo

Das „EU-Bio-Logo“ zertifiziert nur kontrollierte Bio-Aquakulturen und schließt damit Wildfang aus. 

+ Bei der Fütterung und Haltung müssen die Richtlinien der EU-Bio-Verordnung eingehalten werden

+ im Futter der Fische dürfen keine Hormone oder Medikamente wie Antibiotika enthalten sein

+ Bei allen Fischprodukten (auch weiterverarbeiteten), die das Bio-Gütesiegel tragen, müssen 95 Prozent aller Zutaten ökologischen Ursprungs sein

– die Besatzungsdichte der Aquakulturen ist nicht reglementiert

Aquaculture Stewardship Coucil (ASC)

Das „ASC-Gütesiegel“ wurde vom WWF gegründet, um die Fischzucht nachhaltiger zu gestalten.

+ Die Herkunft des Fischfutters muss transparent sein

+ Für Angestellte der Betriebe gelten diverse soziale Standards

+ Die Wasserqualität und Kulturendichte ist vorgegeben

– die Fütterung der gefangenen Fische mit Wildfischen

– die Tiere erhalten Medikamente und Antibiotika

– keine Restriktionen bezüglich genetisch verändertem Futter

Fazit

Es gibt momentan noch kein Zertifikat für Fisch, das wirklich alle relevanten Kriterien abdeckt. Hinter jedem Siegel stehen Interessensgruppen, jedes hat seine eigene Intention.

Im Zweifel ist, genau wie bei Fleisch, der Griff zu Bio-Produkten der erste und nachvollziehbarste Schritt zu mehr Nachhaltigkeit. Aufgrund der Überfischung der Meere werden lokale Aquakulturen empfohlen, wie z.B. Gut DornauBlün (Aquaponik), Biofisch (Demeter), Waldfisch.

Weitere Kaufempfehlungen gibt der WWF in seinem Fischratgeber. Hier kann man nach Fischart suchen und bekommt Infos zur Befischung, Fangart, etc.:

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